Warum
höhere Baukosten und spätere Fertigstellung von Bauwerken?
Anlaß der folgenden
Ausführungen sind die Diskussionen über eklatante Kostenerhöhungen
und Terminverschiebungen von Bauwerken. Zu Recht werden die dafür
Verantwortlichen kritisiert – nur wer hat eigentlich die Schuld an
diesem Desaster?
Dabei ist es doch ganz
einfach, Kosten und Termine einzuhalten. Voraussetzungen dafür sind,
daß sowohl die Auftraggeber als auch die Auftragnehmer für die
betreffende Bauaufgabe mit kompetenten Fachleuten besetzt sind. Das
sollte der Normalfall sein für die Errichtung eines
Bauwerkes. Das scheint sich für größere Bauvorhaben nur noch zum
Ausnahmefall zu entwickeln.
Warum der Normalfall oft
nicht funktioniert, soll aus der Sicht langjähriger Erfahrungen im
Spiel zwischen Bauherren, Planern und Bauausführenden erläutert
werden. Die meisten Ursachen für die Erhöhung der Baukosten und
Terminverschiebungen werden in den folgenden Ausführungen genannt.
Der Bauherr will
ein Bauwerk errichten. Er beauftragt die Architekten, Fachingenieure,
Terminplaner und Controller, die seine Ideen verwirklichen sollen.
Nach Fertigstellung der Planungen der Architekten und Fachingenieure
erteilt er Aufträge an die Baufirmen. Bevor Ausschreibungen an
die Baufirmen gehen, sind vollständige und endgültige
Planungsunter-lagen zwischen dem Bauherrn und den Architekten und
Fachingenieuren zu vereinbaren. Der Bauherr beauftragt die
Bauleitung für die technische Überwachung und die Termineinhaltung
während der Bauausführung.
Doch was sind die
Ursachen seitens der Bauherren für Abweichungen vom Normalfall:
- Der Bauherr gibt den Architekten und Fachingenieuren zu kurze Bearbeitungszeiten vor. Er geht davon aus, die Fertigstellung des Bauwerkes verkürzen zu können.
- Der Bauherr unterläßt die Beauftragung fachkompetenter Büros für die Bauleitung, Terminplanung und das Controlling und setzt ungeeignetes eigenes Personal ein.
- Der Bauherr beauftragt Billiganbieter und geht von Einsparungen der Baukosten aus.
Das
Gegenteil ist der Fall, wenn die Eignungsprüfung der Anbieter
unterbleibt.
- Der Bauherr hat nicht rechtzeitig alle zuständigen Personen für das Bauwerk eingebunden. Planungsänderungen während der Bauausführung sind die Folge.
- Der Bauherr hat die Planungen unzureichend überprüft und fordert während der Bauausführung Veränderungen.
Der Planer – hier
Architekten und Fachingenieure gemeint - erarbeitet die vom
Bauherrn beauftragten Planungsleistungen. Diese sind von den
Architekten und Fachingenieuren einschließlich der
Leistugsverzeichnisse für die Ausschreibungen fertig zu stellen.
Damit sind die Voraussetzungen zur Berechnung der Baukosten und der
Festlegung des Bauablaufs geschaffen.
Der tatsächliche Ablauf
sieht seitens der Planer oft ganz anders aus:
- Die Planer müssen nachträgliche Forderungen des Bauherrn erfüllen und haben folglich einen erhöhten Personal- und Zeitaufwand.
- Die Planer haben ihren Aufwand unterschätzt und liefern ihre Planungsunterlagen zur Überprüfung und Abstimmung an den Bauherrn mit Verspätung.
- Die Planer liefern unvollständige Unterlagen, die den Bauausschreibungen zugrunde gelegt werden.
- Die Planer setzen nicht ausreichend qualifiziertes Personal ein. Während der Bauausführung stellen sich Fehler heraus. Meist führt das zu erheblichen Veränderungen.
Die Baufirma führt
die beauftragten Leistungen aus und hält den vereinbarten Termin
ohne Zusatzkosten ein. Da dem “Letzten“ im Bauablauf “die Hunde
beißen“, muß der genaue Planungsstand in der
Auftragsverhandlung einvernehmlich und schriftlich festgelegt
werden.
Für alle Beteiligten ist
damit eine eindeutige Ausgangslage für die Bauausführung
geschaffen.
Warum verursachen
Baufirmen höhere Baukosten und Terminverschiebungen:
- Die Baufirma erhält Planungsänderungen während der Bauausführung. Das verändert im Regelfall die Ausgangslage.
- Die Baufirma setzt nicht ausreichend qualifiziertes Personal ein. Sie hat die daraus entstehenden Folgen zu tragen.
- Die Baufirma beauftragt Subunternehmer, die Billiganbieter sind und unzureichende Leistungen erbringen.
- Die Baufirma erhält den Auftrag infolge eines Billigangebotes und ist nicht in der Lage, die vereinbarten Vertragsbedingungen zu erfüllen.
Der anfangs genannte
Normalfall ist mir noch in bester Erinnerung für den Bau der
Neuen Nationalgalerie Berlin vor über 40 Jahren. Die Planung
bearbeitete das Büro Mies van der Rohe. Baupreis und Endtermin
blieben unverändert.
Auch danach gab es einige
Ausnahmen, doch für Großprojekte sind diese fast ausgestorben.
Warum das so ist, zeigen die vielen unterschiedlichen Einflüsse
infolge inkompetenter Personalbesetzungen.
Die Einsicht für eigene
Fehler der Menschen ist offensichtlich unterentwickelt! Einzelne oder
mehrere der genannten Ursachen führen zu erheblichen
Kostensteigerungen und Terminverschiebungen gegenüber dem
Normalfall.
Auch kompetente Fachleute
machen Fehler. Um die vereinbarten Ziele für die Einhaltung der
Baukosten und den Endtermin zu erreichen, ist der Wille zur
Zusammenarbeit Voraussetzung. Erfahrene Fachleute können das. “Fair
Play“könnte auch hier und nicht nur im Sport eine gute
Verhaltensweise für den Erfolg sein!
Trickreiche
Vertragsbedingungen, um den Vertragspartner aufs Kreuz zu legen, sind
wenig hilfreich.
Der Endtermin hat oft
erhebliche Bedeutung für andere kostenabhängige Aktivitäten.
Deshalb wird der Bauherr bei unvorhersehbaren Ereignissen mit zu
erwartenden Terminverschiebungen einen höheren Personnaleinsatz
fordern. Zur Einhaltung des Endtermins übernimmt er dafür auch die
zusätzlichen Baukosten.
Der Bauherr ist
verpflichtet, Risiken bewerten zu lassen und muß entscheiden, wie
hoch diese für den zu erwartenden Gesamtpreis vor Baubeginn zu
berücksichtigen sind.
Aus aktuellem Anlaß eine
Bemerkung zum Aufsichtsrat. Der ist wohl nur notwendig, wenn er für
die öffentliche Hand Personal für die Aufgaben des Autraggebers
einsetzen muß. Das setzt jedoch voraus, daß der Aufsichtsrat die
Kompetenz der betreffenden Personen beurteilen kann. Die
Verantwortung für die Arbeit dieser Personen trägt der
Aufsichtsrat.
Ist es denn nicht an der
Zeit, die Fachkompetenz wieder in den Mittelpunkt zu stellen?
Seilschaften und Parteiinteressen sind schlechte Ratgeber und haben
in den Hintergrund zu treten.
Heinz Oeter
Heinz Oeter
Beispiele:
AntwortenLöschenhttp://www.spiegel.de/wirtschaft/flughafen-ber-ramsauer-will-anwaelte-und-wirtschaftspruefer-einschalten-a-877277.html
http://www.tagesspiegel.de/berlin/bauchaos-bei-der-staatsoper-sieht-keiner-mehr-durch/7768284.html
http://www.steuerzahler-hamburg.de/wcsite.php?wc_b=3114