Dienstag, 5. März 2013

Fachidioten verursachen hohe Baukosten.


Warum höhere Baukosten und spätere Fertigstellung von Bauwerken?

Anlaß der folgenden Ausführungen sind die Diskussionen über eklatante Kostenerhöhungen und Terminverschiebungen von Bauwerken. Zu Recht werden die dafür Verantwortlichen kritisiert – nur wer hat eigentlich die Schuld an diesem Desaster?

Dabei ist es doch ganz einfach, Kosten und Termine einzuhalten. Voraussetzungen dafür sind, daß sowohl die Auftraggeber als auch die Auftragnehmer für die betreffende Bauaufgabe mit kompetenten Fachleuten besetzt sind. Das sollte der Normalfall sein für die Errichtung eines Bauwerkes. Das scheint sich für größere Bauvorhaben nur noch zum Ausnahmefall zu entwickeln.

Warum der Normalfall oft nicht funktioniert, soll aus der Sicht langjähriger Erfahrungen im Spiel zwischen Bauherren, Planern und Bauausführenden erläutert werden. Die meisten Ursachen für die Erhöhung der Baukosten und Terminverschiebungen werden in den folgenden Ausführungen genannt.

Der Bauherr will ein Bauwerk errichten. Er beauftragt die Architekten, Fachingenieure, Terminplaner und Controller, die seine Ideen verwirklichen sollen. Nach Fertigstellung der Planungen der Architekten und Fachingenieure erteilt er Aufträge an die Baufirmen. Bevor Ausschreibungen an die Baufirmen gehen, sind vollständige und endgültige Planungsunter-lagen zwischen dem Bauherrn und den Architekten und Fachingenieuren zu vereinbaren. Der Bauherr beauftragt die Bauleitung für die technische Überwachung und die Termineinhaltung während der Bauausführung.

Doch was sind die Ursachen seitens der Bauherren für Abweichungen vom Normalfall:
  • Der Bauherr gibt den Architekten und Fachingenieuren zu kurze Bearbeitungszeiten vor. Er geht davon aus, die Fertigstellung des Bauwerkes verkürzen zu können.
  • Der Bauherr unterläßt die Beauftragung fachkompetenter Büros für die Bauleitung, Terminplanung und das Controlling und setzt ungeeignetes eigenes Personal ein.
  • Der Bauherr beauftragt Billiganbieter und geht von Einsparungen der Baukosten aus.
Das Gegenteil ist der Fall, wenn die Eignungsprüfung der Anbieter unterbleibt.
  • Der Bauherr hat nicht rechtzeitig alle zuständigen Personen für das Bauwerk eingebunden. Planungsänderungen während der Bauausführung sind die Folge.
  • Der Bauherr hat die Planungen unzureichend überprüft und fordert während der Bauausführung Veränderungen.

Der Planer – hier Architekten und Fachingenieure gemeint - erarbeitet die vom Bauherrn beauftragten Planungsleistungen. Diese sind von den Architekten und Fachingenieuren einschließlich der Leistugsverzeichnisse für die Ausschreibungen fertig zu stellen. Damit sind die Voraussetzungen zur Berechnung der Baukosten und der Festlegung des Bauablaufs geschaffen.

Der tatsächliche Ablauf sieht seitens der Planer oft ganz anders aus:
  • Die Planer müssen nachträgliche Forderungen des Bauherrn erfüllen und haben folglich einen erhöhten Personal- und Zeitaufwand.
  • Die Planer haben ihren Aufwand unterschätzt und liefern ihre Planungsunterlagen zur Überprüfung und Abstimmung an den Bauherrn mit Verspätung.
  • Die Planer liefern unvollständige Unterlagen, die den Bauausschreibungen zugrunde gelegt werden.
  • Die Planer setzen nicht ausreichend qualifiziertes Personal ein. Während der Bauausführung stellen sich Fehler heraus. Meist führt das zu erheblichen Veränderungen.

Die Baufirma führt die beauftragten Leistungen aus und hält den vereinbarten Termin ohne Zusatzkosten ein. Da dem “Letzten“ im Bauablauf “die Hunde beißen“, muß der genaue Planungsstand in der Auftragsverhandlung einvernehmlich und schriftlich festgelegt werden.
Für alle Beteiligten ist damit eine eindeutige Ausgangslage für die Bauausführung geschaffen.

Warum verursachen Baufirmen höhere Baukosten und Terminverschiebungen:
  • Die Baufirma erhält Planungsänderungen während der Bauausführung. Das verändert im Regelfall die Ausgangslage.
  • Die Baufirma setzt nicht ausreichend qualifiziertes Personal ein. Sie hat die daraus entstehenden Folgen zu tragen.
  • Die Baufirma beauftragt Subunternehmer, die Billiganbieter sind und unzureichende Leistungen erbringen.
  • Die Baufirma erhält den Auftrag infolge eines Billigangebotes und ist nicht in der Lage, die vereinbarten Vertragsbedingungen zu erfüllen.

Der anfangs genannte Normalfall ist mir noch in bester Erinnerung für den Bau der Neuen Nationalgalerie Berlin vor über 40 Jahren. Die Planung bearbeitete das Büro Mies van der Rohe. Baupreis und Endtermin blieben unverändert.
Auch danach gab es einige Ausnahmen, doch für Großprojekte sind diese fast ausgestorben. Warum das so ist, zeigen die vielen unterschiedlichen Einflüsse infolge inkompetenter Personalbesetzungen.

Die Einsicht für eigene Fehler der Menschen ist offensichtlich unterentwickelt! Einzelne oder mehrere der genannten Ursachen führen zu erheblichen Kostensteigerungen und Terminverschiebungen gegenüber dem Normalfall.
Auch kompetente Fachleute machen Fehler. Um die vereinbarten Ziele für die Einhaltung der Baukosten und den Endtermin zu erreichen, ist der Wille zur Zusammenarbeit Voraussetzung. Erfahrene Fachleute können das. “Fair Play“könnte auch hier und nicht nur im Sport eine gute Verhaltensweise für den Erfolg sein!
Trickreiche Vertragsbedingungen, um den Vertragspartner aufs Kreuz zu legen, sind wenig hilfreich.

Der Endtermin hat oft erhebliche Bedeutung für andere kostenabhängige Aktivitäten. Deshalb wird der Bauherr bei unvorhersehbaren Ereignissen mit zu erwartenden Terminverschiebungen einen höheren Personnaleinsatz fordern. Zur Einhaltung des Endtermins übernimmt er dafür auch die zusätzlichen Baukosten.
Der Bauherr ist verpflichtet, Risiken bewerten zu lassen und muß entscheiden, wie hoch diese für den zu erwartenden Gesamtpreis vor Baubeginn zu berücksichtigen sind.

Aus aktuellem Anlaß eine Bemerkung zum Aufsichtsrat. Der ist wohl nur notwendig, wenn er für die öffentliche Hand Personal für die Aufgaben des Autraggebers einsetzen muß. Das setzt jedoch voraus, daß der Aufsichtsrat die Kompetenz der betreffenden Personen beurteilen kann. Die Verantwortung für die Arbeit dieser Personen trägt der Aufsichtsrat.

Ist es denn nicht an der Zeit, die Fachkompetenz wieder in den Mittelpunkt zu stellen? Seilschaften und Parteiinteressen sind schlechte Ratgeber und haben in den Hintergrund zu treten.

Heinz Oeter




















1 Kommentar:

  1. Beispiele:
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/flughafen-ber-ramsauer-will-anwaelte-und-wirtschaftspruefer-einschalten-a-877277.html

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/bauchaos-bei-der-staatsoper-sieht-keiner-mehr-durch/7768284.html

    http://www.steuerzahler-hamburg.de/wcsite.php?wc_b=3114

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